ERPNext als offene Low Code-Plattform

von Adrian Döring⠀|⠀
zuletzt aktualisiert am 15.07.2024⠀|⠀veröffentlicht am 15.07.2024

Spätestens mit Version 15 entwickelt sich ERPNext mehr und mehr zu einer Low Code-Plattform. Immer mehr komplexe Planungs- und Entwicklungsschritte können dank eines intuitiven Interfaces mit wenig bei keinen Programmierkenntnissen durchgeführt werden. Was das für die praktische Anwendung bedeutet, und wofür man noch coden muss, erfahren Sie in diesem Blogpost.

Auf dem Foto ist ein Dashboard mit verschiedenen Diagrammtypen zu sehen. Die
gesammelten Daten werden gebündelt grafisch dargestellt, um Entwicklungen und
Ergebnisse kaufmännischer Fragestellungen schnell erkenntlich zu machen.
Neue Builder machen ERPNext v15 noch zugänglicher.

Vor kurzem haben wir über ERPNext v15 und die damit verbundenen Neuerungen berichtet. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf den Buildern; mit diesen Tools können Nutzer schnell per Drag and Drop Doctypes und Prozesse zusammenklicken. Viel Schreibarbeit oder Arbeit am Code ist dazu nicht mehr notwendig.

Die ERPNext-Community schließt damit zunehmend die Lücke zwischen System, Entwicklern und Anwendern. Damit liegt sie durchaus im Trend; seitdem der Begriff vor inzwischen 10 Jahren geprägt wurde, nahm das Interesse an Low Code laut Google Trends kontinuierlich zu. Andererseits läuterte Low Code auch nicht das eventuelle Ende des traditioneller IT-Modelle ein, wie Jason Bloomberg 2017 in Forbes prophezeite.

Die Realität liegt irgendwo dazwischen. Low Code hat die Softwarenlandschaft durchaus verändert. Gleichzeitig gibt es aber noch viele Dinge, die man mit Low Code-Frameworks nicht umsetzen kann. In welche Aspekten Frappes open-source Framework, auf dem auch ERPNext basiert, eine Low Code-Plattform ist, worin dessen Chancen und Grenzen liegen, und wo die Reise hingeht, erfahren Sie in diesem Blogpost. Wir fokussieren uns dabei auf ERPNext, das das für uns relevanteste Produkt auf Basis von Frappes offenem Framework darstellt.

ERPNext: Zugänglich seit dem Start

Laut dem Marktforschungsunternehmen Forrester, dem die Erfindung des Begriffs Low Code für Softwareframeworks zugeschrieben wird, basieren derartige Plattformen auf visualisierbaren Modellen für ihre Prozesse, haben sofort einsatzbereite Templates, stellen langfristigen Support für Anwendungen zur Verfügung und können in der Cloud realisiert werden. Low Code teilt dabei viele Ideale mit Open-Source; so garantiert bei offener Software beispielsweise eine engagierte Community deren langfristigen Support. Sowohl Open-Source, als auch Low Code stehen daher für eine Antithese zu einer digitalen Wegwerfgesellschaft.

Wichtig ist allerdings, welche

Philosophie hinter „Low Code“

steckt.

Waren Low Code Umgebungen aber bisher primär kommerziellen Produkten vorbehalten, während Open-Source mit komplexer Software assoziiert wurde, hat sich das mit dem Frappe Framework und ERPNext geändert. Dank seines modularen Aufbaus mitsamt Doctypes, seiner Flexibilität mit Aufbau neuer Prozesse und seiner umfassenden Standardausstattung ist ERPNext schon seit dem Start nah an den Idealen einer Low Code-Plattform. Die Bereitstellung funktioniert via einer Cloud oder on Premise. Die große ERPNext-Community und Frappe als Maintainer supporten das ERPNext-Framework außerdem langfristig und nachhaltig. Auf dem Papier sind also alle Voraussetzungen schon seit den frühesten Tagen erfüllt.

Wichtiger als das Abhaken von Eigenschaften ist allerdings, was Low Code tatsächlich bedeutet und welche Philosophie hinter dem Begriff steckt. Bei Low Code geht es nämlich mitnichten nur um Cloud und Support, sondern um die fundamentale Kontrolle der Anwender über ihre eigenen Produkte.

Screenshot der Startseite von ERPNext.
Das Interesse an Low Code hat seit der Etablierung des Begriffs konstant zugenommen.

Low Code für schnellere und einfachere Entwicklung

ERPNext basiert auf sogenannten Doctypes, die in dem größeren Modularen Aufbau des Systems sozusagen die einzelnen Bausteine repräsentieren. Ein Doctype kann ein Kunde sein, ein Artikel oder eine Funktion; diese Bausteine lässt man dann in Prozessen miteinander interagieren, um ein Unternehmen abzubilden.

Durch den Fokus auf Doctypes wurde bereits der erste Baustein hin zu Low Code gelegt; einen solchen Baustein kann man nämlich weitgehend ohne Coding erstellen und verknüpfen. Seit ERPNext v15 funktioniert das sogar via Drag and Drop. Schreibarbeit ist fast gar nicht mehr nötig. Hier liegt die große Chance von Low Code: ERP-Systeme sind müssen bereits zwangsläufig einen Abstraktionsschritt zurücklegen. Die zusätzliche Abstraktion – das Umwandeln des Prozessen in Code – kann man sich sparen.

Das hat handfeste Vorteile: Das System wird flexibler, ist schneller angepasst und wird für den Endanwender verständlicher. Gerade bei einem ERP-System gilt: Je kleiner der Unterschied zwischen dem digitalisierten Prozess und dem Unternehmen, desto einfacher wird es, Mitarbeiter einzulernen, Prozesse abzubilden und das Framework zu integrieren. Deshalb sind Tools wie die neuen Builder auch so mächtig. Sie stehen für einen immer kleineren Abstand zwischen Idee und Umsetzung.

Die Grenzen von Low Code-Anwendungen

Frappe bewirbt das von ihm verwaltete
open-source-Framework aktiv als “low code”.

Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, und kein Baukasten kann je die Diversität und tiefe einer voll ausgearbeiteten Schriftsprache abbilden. Das gilt natürlich auch für Software-Frameworks. Jedes Framework stößt naturgemäß an seine Grenzen. Und wenn die Möglichkeiten durch die Voraussetzung der Abbildbarkeit begrenzt werden, sind diese Grenzen enger gezogen.

Deshalb schafft ERPNext hier Abhilfe, indem zum Beispiel Widgets und andere Bausteine mit gängigen Programmiersprachen geschrieben werden können. Das größere Frappe-Framework ist aber auf die Dinge beschränkt, die Doctypes in Beziehung zueinander abbilden können. Da das ganze System auf diesem Grundprinzip beruht, kann man um Doctypes nicht herumarbeiten, um beispielsweise besonders komplexe Simulationen durchführen zu können.

Bei ERPNext fällt dieser Nachteil aber gar nicht so sehr ins Gewicht. Das System wurde entwickelt, um Unternehmen im virtuellen Raum abzubilden. Da in einem Unternehmen viele Zahnräder auf mannigfaltige Arten ineinandergreifen, um dann ein größeres Ganzes zu ergeben, eignet sich dafür ein System, das auf die Beziehungen verschiedener Objekte basiert, ganz hervorragend. Bei K&K Software haben wir schon sehr eigene und ungewöhnliche Unternehmensprozesse realisieren können, ohne dass wir durch das Framework eingeschränkt wurden.

ERPNext, Low Code und die Zukunft

ERPNext kombiniert die Vorteile

von Open-Source und Low Code

ERPNext kombiniert die Vorteile von Open-Source und Low Code. Das System ist ein Low Code-Baukasten, der von einer begeisterten Community gepflegt wird. Über die Zukunft lässt sich trefflich spekulieren. Zwar sind wir bei K&K Software teil der ERPNext-Community, können aber auch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, wohin sich das System genau entwickeln wird. Wenn sich der Trend von Version 15, das sich mit weiteren Buildern noch stärker in Richtung einer Low Code-Anwendung entwickelte, fortsetzt, dann wird ERPNext in den nächsten Jahren zugänglicher und weniger abstrakt.

Low Code funktioniert allerdings auch genau dort am besten, wo es sich seiner Limitationen bewusst ist und sich an bestehende Anforderungen anpasst – wenn ERPNext zum Beispiel genau weiß, was man mit einem ERP-System abbilden muss. Wir hoffen, dass Frappe und die Community diesen Spagat weiterhin hinbekommen und keine notwendige Komplexität zugunsten von Low Code oder No Code opfert. Wenn man sich die bisherige Entwicklung von ERPNext ansieht, gibt es aber allen Grund, diesbezüglich optimistisch zu sein.

Wenn Sie an weitere Fragen oder Verbesserungsvorschläge haben, oder sich für ein ERPNext-System interessieren, dann zögern sie nicht, uns zu kontaktieren. Die K&K Software AG kann auf Jahrzehnte Erfahrung in der IT zurückblicken und gehört zu den größten Dienstleistern für ERPNext im DACH-Raum.

Ein Beitrag von: Adrian Döring

Adrian Döring ist bei K&K Software für die Pflege der Blogs und für besondere Text- und Medienaufgaben zuständig. Er hat Germanistik und Anglistik studiert, einen Master in Literatur und Medien gemacht und lehrt und promoviert aktuell an der Universität Würzburg zu Subkulturen und neuen Medien. Mit K&K verbindet ihn eine Leidenschaft für IT, Open Source und kreative Aufgaben.

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